Charlotte
- 5 Min. Lesezeit

7 Gründe, warum Erwachsene genauso gut Sprachen lernen können wie Kinder

Möchtest du eine neue Sprache lernen?

Bist du unsicher, ob das für Erwachsene noch möglich ist?

Dann bist du nicht alleine!

"Kinder saugen eine neue Sprache auf wie ein Schwamm" heißt es immer.

Das klingt fantastisch: eine neue Sprache zu lernen muss so schnell und leicht für sie sein. Neue Wörter und neue Grammatikstrukturen fliegen ihnen einfach zu!

Sprüche wie: “Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr (= nicht mehr)" - also: "Was man als Kind nicht lernt, das lernt man nicht mehr" verstärken diesen Eindruck.

Wenn man weiß, dass dies allgemeine Annahmen sind, dann ist es nicht überraschend, dass sich viele Erwachsene nicht mehr in der Lage fühlen, eine neue - möglicherweise ihre erste - Fremdsprache zu lernen.

Sie sagen dann Dinge wie "Mein Kopf ist einfach zu alt" oder "Ich war noch nie gut im Sprachenlernen".

Vielleicht probieren sie sogar eines der Angebote, die immer wieder im Internet auftauchen, wie "Sprachenlernen in 10 oder 14 Tagen!"

Und wenn das nicht funktioniert, fühlen sie sich in in ihrer Annahme bestätigt.

Zum Glück wissen wir heute, dass Erwachsene genauso gut Sprachen lernen können wie Kinder oder Jugendliche - oft haben sie sogar bessere Ergebnisse!

Warum das so ist erfährst du in diesem Beitrag!

1. Motivation

Das wichtigste in jedem Alter ist Motivation!

Wir brauchen Ziele.

Wir wollen ein Projekt durchführen oder sogar eine Mission erfüllen.

Dann können wir alles erreichen!

Das gleiche gilt für das Sprachenlernen.

Sehr oft sind Teenager nicht wirklich motiviert, eine Sprache (oder überhaupt etwas) zu lernen.

Manche schließen die Schule ab, nachdem sie eine Sprache 9 Jahre gelernt haben. Trotzdem fühlen sie sich immer noch nicht sicher genug, um in dieser Sprache zu sprechen. Vielleicht ging dir das damals genauso?

Aber dann ... wenn genau diese jungen Leute nun im Ausland studieren wollen, werden sie die Landessprache in kürzester Zeit lernen - weil sie motiviert sind!

Vielleicht lernen Erwachsene nicht ganz so schnell wie hochmotivierte junge Leute.

Aber:

Erwachsene, die fest entschlossen sind, Deutsch zu lernen,

machen schnellere Fortschritte als ein durchschnittlicher Teenager!

Bestimme dein persönliches Ziel:

Zum Beispiel:

du möchtest ein bestimmtes Sprachniveau erreichen
endlich flüssig sprechen
einen Job in Deutschland finden.

Was ist deine Motivation?

Welche Ziele möchtest du erreichen?

2. Lernerfahrung

Als Erwachsene haben wir den Vorteil, dass wir schon viel Lerntechniken ausprobiert haben. Wir mussten schon so viele Probleme lösen!

Deswegen haben wir Strategien entwickelt, die für uns funktionieren.

Wir haben ein Gefühl dafür, ob es hilfreicher für unser Sprachenlernen ist, wenn wir einen Film anschauen oder ob wir lieber etwas lesen sollten.

Es ist normal, dass wir Notizen machen - und wissen, dass wir diese nochmal anschauen sollten. (Auch wenn dafür nicht immer genug Zeit ist.)

Erwachsene haben schon herausgefunden, zu welcher Tageszeit sie am besten lernen und suchen sich eine gute Lernumgebung.

Wenn dir ein Sprachkurs nicht gefällt oder wenn wir du den Lehrer nicht sympathisch findest, dann kannst du als Erwachsener einfach wechseln:

Vielleicht passt ein online Kurs besser zu dir als ein Präsenzkurs?
Möchtest du lieber Unterricht in einer Gruppe oder Einzelunterricht?

Alles hat seine Vor- und Nachteile ... aber im Gegensatz zu Schülern kann ein Erwachsener heraussuchen, was ihm gefällt.

3. Andere Sprachkenntnisse

Die meisten Menschen lernen während ihrer Schulzeit mindestens eine Fremdsprache. Später können sie auf diesen Erfahrungen aufbauen.

Natürlich ist es einfacher, eine Sprache zu lernen, die mit deiner Sprache verwandt ist.

Zum Beispiel sind Englisch und Deutsch Germanische Sprachen, so dass es viele verwandte Wörter und Satzstrukturen gibt:

Haus - house
Mann - man
Netz - net
Mein Name ist ... - My name is ...

Beide Sprachen sind auch durch Latein und Altgriechisch beeinflusst:

Information - information
Literatur - literature
Demokratie - democracy

Ein Kind kennt diese Wörter vielleicht noch nicht oder versteht sie nicht ganz. Für einen Erwachsenen sind sie sofort klar und bilden einen enormen Schatz an passivem Vokabular, also Wörtern, die er sofort verstehen kann.

4. Weltwissen

Oft verstehen wir Dinge in einer Fremdsprache durch den Kontext.

Eine junge Frau, die lächelt und an einem Blumenstrauß riecht, wird wahrscheinlich etwas sagen wie "Oh, die Blumen duften toll!"

Weltwissen hilft Erwachsenen beim Deutschlernen

Wenn wir eine fremdsprachige Zeitung aufschlagen und das Wort "Covid" und ein paar Zahlen dazu sehen, geht es wahrscheinlich um die aktuelle Situation in der Pandemie.

Auch Orte und historische Daten helfen uns.

Wir verstehen Texte in einer anderen Sprachen auch dann, wenn wir nicht alle Wörter kennen.

Kinder und junge Menschen fangen erst damit an, sich dieses Wissen aufzubauen.

5. Fachtexte

Aus demselben Grund können wir oft Texte aus unserem Studiengebiet, unserem Arbeitsbereich oder über Themen, die uns interessieren, leichter verstehen als die Alltagssprache.

Charlotte erzählt:

Als Jurastudentin habe ich ein Semester in Spanien studiert. Ich konnte juristische Texte fast problemlos verstehen - die Tageszeitung war viel schwieriger!

Das Internet ist hier eine große Hilfe - probiere es einfach mal aus und suche Texte zu Themen, die dich interessieren!

6. Erwachsene lernen anders

Wenn Kinder als Einwanderer aus einem anderen Land kommen, lernen sie die Landessprache in kürzester Zeit, einfach, weil sie in der Schule sind oder mit andere Kindern spielen. Sie passen sich an, indem sie die Aussprache und die Betonung imitieren.

Oft klingen sie nach kurzer Zeit wie ein Muttersprachler.

Erwachsene dagegen machen schnellere Fortschritte beim Lesen und Schreiben. Das, was sie in ihrer ersten Sprache gelernt haben, hilft ihnen auch in einer neuen Sprache. So können sie Gemeinsamkeiten in den Sprachen entdecken.

Dabei ist ein Vergleich zwischen Kindern und Erwachsenen auch nicht ganz korrekt:

Erwachsene haben nur selten die Gelegenheit, so tief in die neue Sprache einzutauchen wie ein Kind.

Anne erzählt:

Meine Tochter war drei Jahre alt, als wir nach Deutschland kamen. Sie kam in den Kindergarten und konnte noch gar kein Deutsch! Aber die Erzieherin hat langsam mit ihr gesprochen. Sie hat ihr die Schere gegeben und mehrmals wiederholt: Schere - schneiden. Die anderen Kinder haben das genauso gemacht und ihr jeden Tag neue Wörter beigebracht. Ich habe oft gedacht, dass ich so auch viel schneller Deutsch lernen würde!

Während die Eltern also fleißig Vokabeln lernen müssen, lernen ihre Kinder sie im Alltag- das ist besser als jeder Vollzeit-Sprachkurs!

7. Das richtige Lernmaterial ist entscheidend

Zum Glück gibt es für Erwachsene eine riesige Menge an Lernmaterial.

Ehrlich gesagt finde ich diese Materialien meistens spannender und moderner als die Bücher, mit denen meine Kinder in der Schule Fremdsprachen lernen müssen!

In der Schule müssen die Lehrer und die Kinder die Bücher nehmen, die sie bekommen - Erwachsene dagegen haben die Wahl.

Es gibt passende Bücher für jeden Lerntyp.

Es ist egal,

ob du schnell und intensiv oder lieber langsam und gemächlich lernen möchtest,
ob du schon Fremdsprachen gelernt hast und darauf aufbaust,
ob es deine erste Fremdsprache ist,
ob du Deutsch für den Alltag oder für deinen Job brauchst. Vielleicht sogar für einen bestimmten Job. Es gibt zum Beispiel Lehrbücher für medizinische Berufe, Rechtsanwälte, Jobs im Tourismusbereich, ...

... alles ist möglich!

In konventionellen Sprachschulen ist ein bestimmtes Lehrbuch oft schon seit vielen Jahren für alle Kurse benutzt worden. Natürlich kann das genau das richtige für einen Lerner sein! Aber oft passt es nicht zu allen Teilnehmern.

Mir macht es viel Freude, genau das richtige Buch für jeden Sprachschüler herauszusuchen: eines, das für diese Person passt und mit dem sie gerne arbeitet.

Zusätzlich habe ich viele Materialien, zum Beispiel für Mütter, für den (Wieder-)Einstieg in den Beruf oder generell über das Leben in Deutschland.

Mit den passenden Materialien

lernen Erwachsene erfolgreich Deutsch!

Fazit:

Der Alterungsprozess betrifft das Gehirn, die Psyche und den Körper. Aber Faktoren wie Motivation, Art des Inputs, Ausbildung und die Anzahl bereits erlernter Sprachen sind für das Sprachenlernen wichtiger als das Alter!

Eine 80-Jährige, die immer weitergelernt hat, kann besser lernen als ein wenig motivierter 30-Jähriger, der seit dem Ende der Schulzeit nichts mehr gelernt hat.

Übrigens ....

bis zum Alter von drei Jahren erwerben Kinder eine neue Sprache auf eine ähnliche Weise wie ihre erste Sprache und werden dann zweisprachig.

Erst ab dem Alter von 6 Jahren können wir davon sprechen, dass Kinder eine Fremdsprache lernen können, d.h. es bewusst tun.