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20 Dinge, die du über eine Hochzeit in Deutschland wissen musst

Ganz klar: jede Hochzeit ist einzigartig.


Kein Brautpaar möchte genau so heiraten, wie alle anderen auch. Es soll der schönste Tag im Leben sein - und an diesem Tag sollen für viele Menschen alle Träume in Erfüllung gehen.


Trotzdem gibt es Dinge, die einfach zu einer Hochzeit dazu gehören. Ohne diese Traditionen ist es irgendwie keine richtige Hochzeit.

Hinweis: Hilfreiche Vokabeln findest  du unter dem Text!

Und diese Dinge sind in jedem Land und sogar in jeder Region ein wenig unterschiedlich.


Hier kommen die wichtigsten Traditionen, die Du bei einer Hochzeit in Deutschland erwarten kannst.



Die Verlobung


Willst du mich heiraten?“

Das ist bestimmte die romantischste aller Fragen!


Sie klingt ganz ähnlich wie auf Englisch: “Will you marry me?”

Ein kleiner Unterschied:

“Willst du” bedeutet: “Ist es deine Absicht?”

“Will you” bedeutet dagegen: “Wirst du es tun?”


Ganz unromantisch ist dann auch die gesetzliche Regelung in § 1297 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch):

Aus einem Verlöbnis kann kein Antrag auf Eingehung der Ehe gestellt werden.

Das heißt soviel wie: Nur, weil man verlobt ist, ist man nicht verpflichtet, den anderen zu heiraten.


Vielleicht gibt es deswegen auch den bösen Spruch:

‘Verloben bedeutet: an sich binden und weiter suchen’ (~ Getting engaged means: bind to oneself an keep on looking).


Aber das möchte natürlich kein verliebtes Paar hören!


Der Verlobungsring


Hast Du Dich in einen deutschen Mann verliebt?

Dann kommt hier die Warnung: große Verlobungsringe sind in Deutschland leider nicht üblich.


Die meisten Paare tragen ihren Ehering als Verlobungsring am Ringfinger der linken Hand. Bei der Hochzeit wechselt der Ring dann an den Ringfinger der rechten Hand.


Innen im Ring ist dann zuerst das Verlobungsdatum eingraviert, dann der Name des Ehepartners und dann das Hochzeitsdatum.

Hochzeitstraditionen in Deutschland: Eheringe mit eingraviertem Namen und Datum der Hochzeit


Der Polterabend


Der 'Polterabend' findet traditionell am Abend vor der Hochzeit statt.


Das ist eine fröhliche, informelle Party mit Männern und Frauen – oft mit viel mehr Personen als das eigentliche Hochzeitsfest. An diesem Abend werden neben der Familie auch Nachbarn, Freunde und Kollegen eingeladen.


Am Polterabend bringen die Gäste altes Porzellan mit, das sie vor dem Haus auf den Boden werfen, denn: „Scherben bringen Glück“!

Aber: es darf kein (!!!) Glas sein – das bringt sonst Unglück!


Manche Gäste bringen sogar ein altes Waschbecken, damit es besonders viele Scherben gibt!

Zerbrochene Porzellanteller - eine Tradition für den Polterabend in Deutschland
Scherben bringen Glück!

Das Brautpaar muss die Scherben dann zusammenfegen.


Aber Achtung:

Heutzutage bitten viele Brautpaare darum, dass man kein Porzellan mitbringt. Es ist sehr laut, wenn das Porzellan zerbricht, und die Scherben können auch gefährlich sein.


Im Zweifelsfall ist es daher besser, nachzufragen.

Auch ohne zerbrochenes Porzellan ist ein Polterabend meistens sehr fröhlich.

Es gibt viel zu Lachen, wenn die Familien und Freunde dem Brautpaar „die Wahrheit“ über den Ehepartner erzählen - zum Beispiel, dass der Bräutigam jeden Morgen viel Zeit im Bad verbringt oder dass die Braut schlechte Laune bekommt, wenn es kein Mittagessen gibt.


Oft hat jemand einen neuen Text über das Brautpaar zu einem bekannten Lied gedichtet und alle können mitsingen.


Auch Sketche werden aufgeführt, zum Beispiel wie das Ehepaar in 10 Jahren einen Sonntag verbringt.


Der Junggesellenabschied / der Junggesellinnenabschied


Dieser Brauch kommt aus den USA und ist inzwischen auch in Deutschland beliebt: Immer wieder kann man fröhliche Gruppen von Männern oder Frauen antreffen, die lustig verkleidet sind.


Während bei den Männern meistens viel Alkohol fließt, ist bei den Frauen auch Wellness sehr beliebt.



Der Hochzeitstisch


Niemand braucht 5 Toaster.

Und auch, wenn Tante Erna eine Freundin hat, die großartige Bilder malt, passen diese vielleicht nicht so gut zur Einrichtung des Brautpaars.


Deswegen bieten viele Geschäfte einen 'Hochzeitstisch' an. Heutzutage ist das meistens ein virtueller Tisch, auf dem alles steht, was das Brautpaar sich wünscht. Vielleicht ein schönes Geschirr, Gläser oder eben auch ein (!) Toaster.


Die Gäste können dann etwas von diesem Tisch auswählen, das ihnen gefällt und zu ihrer Preisvorstellung passt. So müssen sie nicht lange überlegen und das Brautpaar bekommt das, was es sich wünscht!




Das Standesamt - keine spontane Hochzeit


In Deutschland müssen alle Ehen bei einem Standesamt geschlossen werden. Eine spontane Hochzeit wie in Las Vegas ist hier nicht möglich. Das Brautpaar muss zuerst einen Termin vereinbaren, um alle Unterlagen abzugeben – und dieser Termin muss mindestens eine Woche vor der Hochzeit stattfinden.


Brautpaar bei einer standesamtlichen Hochzeit in Deutschland
Die standesamtliche Hochzeit

Zum Glück muss ein Standesamt nicht langweilig sein. Man findet Standesämter an schönen Orten wie in Schlössern oder in Herrenhäusern, sodass jedes Brautpaar seinen idealen Ort für die geplante Anzahl der Gäste auswählen kann.


Wenn man wirklich Gäste haben möchte. Man kann auch 'allein zu zweit' heiraten - sogar Zeugen sind heutzutage optional!



Der Ehename


Früher hat in Deutschland die Frau den Nachnamen den Mannes angenommen. Ihr eigener Nachname wurde dann der "Mädchenname". Auch alle Kinder haben dann automatisch diesen Nachnamen bekommen.


Wenn heute Herr Schmitt und Frau Meier heiraten, haben sie viele Möglichkeiten:

  • Herr Schmitt und Frau Schmitt - alle Kinder heißen Schmitt.

  • Herr Meier und Frau Meier - alle Kinder heißen Meier.

  • Herr Schmitt und Frau Meier - alle Kinder heißen Schmitt

  • Herr Schmitt und Frau Meier - alle Kinder heißen Meier

  • Herr Schmitt und Frau Schmitt-Meier /Meier-Schmitt - alle Kinder heißen Schmitt

  • Herr Schmitt-Meier / Meir-Schmitt und Frau Meier - alle Kinder heißen Meier



Welche Namen ein Ehepaar wählen kann, bestimmt das Namensrecht. Dieses Namensrecht wird in Deutschland reformiert. Ab dem 1. Januar 2025 gibt es viele neue Möglichkeiten.


Der Name, den die Kinder bekommen, ist der Familienname.



Die kirchliche Trauung


Eine kirchliche Trauung ist optional - aber für viele Menschen ist das Standesamt eher Formsache und die Trauung in der Kirche dann die “richtige” Hochzeit.


kirchliche Trauung in Deutschland

In Deutschland gehören ca. 27% der Bevölkerung der Katholischen Kirche an und ca. 25% der Evangelischen Kirche. Wenn ein Ehepartner katholisch und der andere evangelisch ist, gibt es auch ökumenische Trauungen, bei denen zwei Pfarrer (von beiden Kirchen) gemeinsam einen Gottesdienst abhalten.




Die Nacht vor der Hochzeit


Der Bräutigam darf die Braut am Morgen der Hochzeit nicht sehen - sonst bringt das Unglück!


Auch, wenn man nicht abergläubisch ist … man muss ja auch nichts riskieren, oder?

Deswegen verbringen Brautpaare die Nacht vor der Hochzeit normalerweise getrennt und treffen sich erst bei der Trauung.


Das weiße Brautkleid


Wie sieht eine Braut aus?

Wenn man an eine Braut denkt, dann denkt man an ein wunderschönes, langes, weißes Kleid.

das ein weißes Brautkleid

Eine Braut, die in der Kirche heiraten möchte, freut sie sich bestimmt auch auf das Kleid ihrer Träume - am besten mit einem Schleier und vielleicht sogar langen, weißen Handschuhen.

Auf dem Standesamt muss das nicht sein. Aber für manche Bräute ist das ein guter Grund, um gleich zwei Hochzeitskleider auszusuchen!


Natürlich darf der Bräutigam das Brautkleid vor der Hochzeit nicht sehen!



Der Brautstrauß


Zum Brautkleid gehört natürlich auch der farblich abgestimmte Brautstrauß - also der Blumenstrauß für die Braut.


Um kurz vor Mitternacht versammeln sich die weiblichen, nicht verheirateten Gäste hinter der Braut. Die Braut wirft dann den Brautstrauß über ihren Kopf in die Menge. Diejenige, die den Strauß fängt, kann sich freuen: sie wird die nächste Braut sein.



Blumenkinder


Blumenkinder - Mädchen im weißen Kleid mit Blumen,  und im Hintergrund das Brautpaar

Sobald die Zeremonie vorbei ist und das Paar die Kirche (oder das Standesamt) verlässt, haben die Blumenkinder ihren großen Auftritt.


Oft sind es Neffen, Nichten oder Patenkinder der Braut oder des Bräutigams.


Auch sie sind festlich angezogen: die Mädchen tragen ein weißes Kleid und die Jungen einen kleinen Anzug. Sie gehen vor dem Brautpaar aus der Kirche und lassen kleine Blumen auf den Weg fallen



Die Trauzeugen


Egal, ob auf dem Standesamt oder in der Kirche: es ist schön, wenn man die besten Freunde oder die Schwester bzw. den Bruder direkt bei sich hat.


Meistens haben sie die ganze Geschichte des Brautpaares miterlebt: vom ersten Kennenlernen, über die romantische Verliebtheit und den ersten Kuss … bis zum Happy End am Traualtar.


Oft haben die Trauzeugen auch bei der Organisation der Hochzeit mitgeholfen und koordinieren den Polterabend - denn vieles, was da stattfindet, soll ja eine Überraschung für das Brautpaar sein!



Brautjungfern


Brautjungfern kennen die meisten Menschen in Deutschland nur aus amerikanischen Filmen. Aber da diese Filme so wunderschön und romantisch sind, haben manche Brautpaare diese Tradition übernommen.


Baumstamm-Sägen

Nach dem romantischen Eheversprechen kommt gleich die erste große gemeinsame Aufgabe:

Das Brautpaar muss gemeinsam einen Baumstamm durchsägen.

Ein Brautpaar zersägt einen Baumstamm


Der Empfang


Nach der Trauung wollen natürlich alle Gäste dem Brautpaar gratulieren und auf die gemeinsame Zukunft der beiden anstoßen.


Dafür gibt es den Empfang. Während das Brautpaar und die Eltern alle Glückwünsche entgegennehmen, gibt es für die Gäste Sekt oder Prosecco, pur oder mit Orangensaft gemischt, und dazu meistens Canapés, also Fingerfood.


Für den Empfang braucht man meistens auch keine spezielle Einladung - insbesondere, wenn die Hochzeit in der Kirche gefeiert wird. Auch Nachbarn, Schulfreunde, Kollegen, Freunde der Eltern und sonstige Bekannte, die nicht zum Hochzeitsabend eingeladen sind, freuen sich mit dem Brautpaar und bringen ein Geschenk vorbei.


Das Hochzeitsfest


Am Abend findet dann endlich das große Hochzeitsfest statt!


Nach einem Aperitif gibt es ein festliches Essen. Oft ist es ein ‘gesetztes Essen’ - das bedeutet, dass es eine Sitzordnung gibt, also einen Plan, wer wo sitzen soll.

Am Sitzplatz steht dann ein Tischkärtchen mit dem Namen.


Zwischen den Gängen (Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise) werden Reden gehalten. Traditionell von den Vätern des Brautpaares … aber natürlich können das heute auch die Mütter tun!



Der Brautwalzer


Das Brautpaar eröffnet die Tanzfläche mit einem Walzer. Manche Brautpaare nehmen dafür sogar extra Unterricht!


Nach ein paar Takten tanzt die Braut mit dem neuen Schwiegervater und der Bräutigam mit der neuen Schwiegermutter. Dann trennen sich die Paare und fordern neue Tanzpartner auf … bis die Tanzfläche voll ist!


Die Hochzeitstorte


Eine Hochzeitstorte ist etwas ganz besonderes: am besten ist sie mehrstöckig - , sie besteht also aus mehreren Torten.


Sie ist nicht nur dekorativ und schmeckt gut, sondern sie verrät den Gästen auch etwas über das Brautpaar:

Die Hochzeitstorte wird vom Brautpaar gemeinsam angeschnitten und an die Gäste verteilt. Jetzt muss man genau hinschauen: Wer hat beim Anschneiden die Hand oben? Das ist die Person, die auch in der Ehe das Sagen haben wird!

Das Brautpaar schneidet die Hochzeitstorte an


Hochzeitsstreiche


Das kann doch noch nicht alles gewesen sein … so denken viele Freunde des Brautpaares am Abend der Hochzeit.


Deswegen gibt es oft noch einen letzten Streich. Zum Beispiel wird das ganze Bett oder der Weg von der Tür bis zum Bett mit Luftballons bedeckt - am besten natürlich in Herzform.



Die Braut über die Schwelle tragen


Früher durften Ehepaare erst nach der Hochzeit zusammen wohnen.


Natürlich wollte der verliebte Ehemann zeigen, dass er seiner Frau jeden Wunsch von den Augen ablesen und sie auf Händen tragen wird … naja, oder zumindest über die Türschwelle. Auch wenn Paare heute schon lange vor der Hochzeit zusammen gelebt haben, ist das ein schöner Start in den neuen Lebensabschnitt!








Fazit


Nun kennst Du die wichtigsten Traditionen, die zu einer Hochzeit in Deutschland gehören.


Wenn Du noch mehr über deutsche Traditionen und über das Leben in Deutschland wissen und dabei Deutsch lernen möchtest, dann lies auch die anderen Blogposts!






 




Vokabeln

dazu gehören – to belong to

irgendwie – somehow

die Verlobung - engagement

die Absicht – intention

Bürgerliches Gesetzbuch – Civil Code

nur – just, only

verpflichtet - obliged

common

eigentlich – actual

die Scherbe – china shard

das Glück – luck

das Unglück – bad luck

zusammenfegen – to sweep up

dichten -to rhyme

der Junggeselle, die Junggesellin – bachelor, bachelorette

der Junggesellenabschied – stag night

der Junggesellinnenabschied – hen night

die Einrichtung – funrishings

das Standesamt – registry office

die Unterlagen – paperwork

zu zweit – in two

abergläubisch – superstitious

farblich abgestimmt – colour – coordinated

der Takt – beat

die (Tür-)Schwelle – the doorstep




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